Seit Wochen diskutieren Soldatinnen und Soldaten angeregt über „Europa“. Anlass gibt es genug: die Schlagworte Flüchtlinge, Ukraine, Griechenland, Böhmermann benennen die Themen. Da war es naheliegend, einen beschlagenen Europapolitiker als Gast in den Standortgottesdienst einzuladen.
Nach sehr kurzer Nacht – der Zug aus Brüssel hatte Verspätung – stand Elmar Brok, Mitglied des Europäischen Parlamentes und Vorsitzender des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten zu früher Stunde den Soldatinnen und Soldaten in der evangelischen Militärkirche in Augustdorf Rede und Antwort.
Durch Impulse von Militärpfarrer Martin Benker gab der 69jährige Brok zunächst Einblick in seine Biographie, seinen Weg in die Politik, sein Verhältnis zu Helmut Kohl, Viktor Orban und der Kanzlerin.
Nach Variationen auf die „Europahymne“ von Charpentier, eindrucksvoll gespielt von Fabian Krämer an der Orgel, ging Brok in einem Kurzvortrag auf die Frage „Wohin steuert Europa?“ ein und ermöglichte der Standortgemeinde einen Blick hinter die Kulissen der Politik: „Die Aufgabe eines Politikers ist es, den Kompromiss zu finden. Dabei ist die Kanzlerin mutiger als mancher Mann“.
Er zeigte sich dankbar für die lange Zeit, in der die Völker Europas nun schon im Frieden miteinander leben und bezeichnete es als sein persönliches Glück, zu dieser Zeit leben zu dürfen. Sein Ziel sei es, dass auch seine Enkel dieses Glück erleben können.
In seinen Augen sei Europa jede Anstrengung wert: „Europa ist nicht die Auflösung der Nationalstaaten, sondern wir brauchen Europa, um weiter den Frieden zu erhalten.“
Die Standortgemeinde nutzte die Gelegenheit, ihre Fragen an den Politiker zu stellen und setzte das angeregte Gespräch auch beim Kirchkaffee fort,

das mit viel Liebe von Stabsunteroffizier Yessica Held vorbereitet war und eine Bandbreite an unterschiedlichen europäischen Speisen anbot.
Dabei ging es ausgehend von Böhmermanns „Gedicht“ über den türkischen Staatspräsidenten um die medienethische Frage, ob Satire per se alles darf oder ob ihr, abgesehen von der Grenze des guten Geschmacks, noch andere Grenzen gesetzt sind. Im Rückblick auf den Vormittag waren sich alle einige: Christen dürfen nicht nur politisch sein – sie müssen es sogar! (mb)
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